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Wer hat da überhaupt gewählt? Nur das bischöfliche Kollegium?
Genau. ECUSA-Bischöfe werden aber auf Bistumsebene auch von Laien gewählt.
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Mir war bislang noch nicht sooo bewußt gewesen, daß es überhaupt schon Bischöfinnen gibt - weihen die auch alleine Priester?
Das ist in den anglikanischen Teilkirchen unterschiedlich. In den USA, Kanada, und Neuseeland werden Frauen zum Bischofsamt zugelassen, und es gibt bereits Bischöfinnen; in der Church of England wird die Frage gerade heiß diskutiert, aber ich gehe davon aus, dass auch da Frauen zugelassen werden. In Bangladesh, Brazil, Mittelamerika, Irland, Japan, Mexiko, Nordindien, den Philippinen, Schottland, Südafrika und im Sudan werden sie ebenfalls in Prinzip zugelassen, allerdings gibt es dort noch keine Bischöfinnen.
In den meisten sonstigen anglikanischen Teilkirchen werden Frauen zum Priesteramt, aber nicht zum Bischofsamt, zugelassen; in anderen wenigen werden sie nur noch zu Diakoninnen geweiht; einige lassen sie gar keine geistlichen Ämter ausüben.
Hier eine Übersicht.Ich denke, es ist auch logisch, dass -- wenn man so weit ist, Frauen zum Bischofsamt zuzulassen -- Bischöfinnen in den Kirchen genau so wie Bischöfe betrachtet werden, also ausreichend für die Weitergabe der ap. Sukzession. Sie werden ebenfalls im Rahmen von z.B. Lambeth als vollwertige Bischöfe betrachtet und behandelt -- zwar mit etwas Grummeln von manchen Teilkirchen...
So wie ich das verstanden habe ist die Stellung der akK, dass Frauen prinzipiell zum Bischofsamt zuzulassen sind.
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Ich finde es schon interessant, daß die AngK in dieser Frage auf die großkatholische Orthodoxie (also die römische und die östliche) überhaupt keine Rücksicht zu nehmen scheint - erst recht nachdem die Communio mit der Orthodoxie ja vorallem an der überstürzten Einführung der Frauenordination gescheitert ist.
Das stimmt so nicht. Es gibt in der Tat laufende Gespräche mit beiden Kirchen, auch in dieser Frage. Es gab z.B. auch rk-Vertreter bei der Wahl. Man muss sich aber die Frage stellen: Sollen wir weiterhin Frauen von Ämtern (aus unserer Sicht zu völligem Unrecht) ausschließen, nur weil andere Kirchen -- mit denen wir nicht mal formal in Kommunion stehen -- anderer Auffassung sind?
Es gibt Drohungen von manchen Kirchen, die Beziehungen mit ECUSA abzubrechen, weil sie einen offen praktizierenden Homosexuellen zum Bischof geweiht haben. Nun gut. Wieso sollte ECUSA sich um Beziehungen zu Kirchen kümmern, die Frauen zu Unrecht ausschließen? "It's a two-way street..."
Das soll nicht heißen, dass ich mich um die Einheit der Kirche keine Sorgen mache. Im Gegenteil, ich begrüße jeden Schritt zur Ökumene. Aber andererseits wundert mich die Position, dass man erst auf Rom warten muss, wenn wir nicht mal in Communion mit Rom stehen (und wenn sie zu unserer Position kaum bewegen), vor allem wenn wir der absoluten Überzeugung sind, dass unsere Handlungen (im Fall der Frauenordination) richtig sind.
Ich bin wie gesagt der Meinung, dass die Wahl +Katherines taktisch unklug war, zumal sie einfach unerfahren ist und in einer schlechten Position ist, ECUSA zusammen zu halten. Ich hätte lieber den besten Kandidaten (oder die beste Kandidatin) genommen, Geschlecht egal. Aber prinzipiell sehe ich kein Problem mit der Wahl einer Frau zum Bischofsamt -- im Gegenteil, ich denke das ist vorbildlich, allerdings unter der Voraussetzung dass die Kandidatinnen von Spitzenqualität sind (noch eher als bei den Männern), damit man sieht, dass auch Frauen das Amt ausüben können. Mit +Katherine habe ich die Angst, dass sie die hohen Erwartungen nicht erfüllen wird und zum Scheitern verurteilt wird.
Ich würde einen Vergleich mit einem anderen Robinson machen --
Jackie Robinson, der erste schwarze Profi-Baseball-Spieler in den Major Leagues der USA. Wäre er ein Spieler von durchschnittlichem Können gewesen, hätten alle gesagt, wenn das der beste schwarze Spieler sein soll, gehört er wieder in den Ligen für Schwarze. In der Tat war er aber ein Spieler von vorbildlichem Talent und auch in seiner Person konnte er den massiven Druck standhalten -- und eine Barriere ist gefallen. Gott sei dank.
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Bei diesem aus meiner Sicht ziemlich brachialen Vorgehen wundert mich auch der blasierte Spott aus den ultramontanen Kreisen nicht wirklich.
Ehrlich gesagt wundert es mich auch nicht, aber nur weil ihre Vorstellung von Richtigkeit nur noch an (vermeintlichen) Auffassungen Roms orientiert ist. Sie kümmern sich auch wenig z.B. um Aussagen der Orthodoxen...
Ich könnte es eher hinnehmen, wenn ich Zeichen des Zugehens aus Rom erkennen könnte. Aber nach dem II. Vatikanum sehe ich herzlich wenig. Es herrscht immer noch die Auffassung, Ökumene ja, aber erst wenn Ihr die absolute Leitungsgewalt und Unfehlbarkeit des Papstes akzeptieren. Sorry, das ist kein Verhandlungsbasis, das ist Kapitulation.
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Gibt es zur Wahl von (+)Katherine eigentlich Stellungnahmen der römischen und orthodoxen Kollegen? Oder lässt man sich da ohnehin auf nicht neues ein?
Zusammengefaßt wäre die
Stellung Roms "ändert nicht viel, weil ECUSA Frauen bereits zuläßt" (und die meisten im Vatikan denken scheinbar auch, dass unsere Weihen ungültig sind). Sie sind aber eher besorgt, was den Entwicklungen in der C of E angeht, weil sie eher für die Anglican Communion richtungsweisend sind (was aber auch interessant ist, weil das andeutet, dass die Weihen und Sukzession doch gültig sind, sonst würden sie sich ja keine Gedanken machen...).
Zitat:
Das römisch-katholische Bistum St. Gallen wählt übrigens auch gerade seinen neuen Bischof.
Das wird vom
Domkapitel gemacht, nicht von Laien oder vom sonstigen Klerus. Das ist auch so weit ich es weiß keine besonders verbreitete Praxis in der rkK (oben verlinkte Site sagt, St. Gallen sei nur eins von zwei Bistümern der 'Westkirche' (sic), die das dürfen -- das andere ist Basel). Die überweiegende Mehrheit der Bischöfe werden von Rom bestimmt, nicht von den Bistümern, geschweige von den Laien in den Bistümern.
Zitat:
Meinst Du den Umgang mit homosexuellen Partnerschaften oder die Zulassung zum Priesteramt?
Beides.
Zitat:
Aber die Probleme sind doch überwiegend hausgemacht - oder? Nicht das es das besser machen würde - eher komplizierter.
Alle Kirchen haben schwierige hausgemachte Probleme -- z.B. Kindesmißbrauch bei der rkK, St. Pölten usw. Also ich verstehe Deine Frage nicht so richtig.
Dass Anglikaner gerne unter sich streiten, ist nichts Neues. Was neu ist, ist dass die Spannungen nun so groß werden, dass die Einheit der Communion gebrochen werden könnte (manche sagen, dass sie jetzt schon gebrochen wurde). Aber es gab ebenfalls Zeiten, wo sich Splittergruppen von der rkK losgelöst haben (etwa die akK, Pius-Brüder usw.) -- nur ohne offenen Dialog. So gesehen finde ich den (offenen) anglikanischen Weg richtiger -- und der Bruch ist noch nicht unausweichlich.
Cheers,
John